Insgesamt gesehen – ich merke das gerade wieder bei der Lektüre von Montaignes Essais – sind mir die Denker lieber, die nur selten oder gar nie Gedanken über den Tod hinaus werfen.
Der Grund hierfür ist einfach: Jenseitige Spekulation mag wohl einmal ein vergnügliches Spiel sein, verirrt sich aber schnell, lenkt in unguter Weise allzuleicht nicht nur schwärmerisch Veranlagte, um wieviel mehr noch den Pöbel, vom Wesentlichen, dem Hiesigen, in verhängnisvoller Weise ab.
Anstatt das Räsonnieren über mögliche Jenseitse, wie es sich geziemt, für einen Luxus zu halten, den das Leben nebenbei bereithält, wenn der Kampf um die Existenz nicht unmittelbar, setzen die Ängstlichen und Halben dieses auf eine Art Vorbereitungskompendium zur Erlangung günstiger Jenseitse herab.
Dass sie sich damit dem geistigen wie leiblichen Sklaventume im Diesseits verfügbar machen alswie eine Soldatendirne bar jedes Verstandes, wie sollten sich jene Jenseitsfältigen dessen bewusst werden, wofern ihnen nicht stets ein Anderes gezeigt?
Es ist dabei einerlei, letztlich, ob ein Jenseitsfältiger seine Große Hoffnung aus einer etablierten oder einer synkretistisch selbstgebastelten Religion zieht; stets trennt er schon einen Teil seiner selbst nach “Drüben”, ins “Höhere”, ins “Glückselige” ab, also, dass er hier ein Behinderter, der seinem Dasein als Knecht damit Vorschub leistet.
Am Grunde all dieser Bemühungen liegt – nur scheinbar paradoxerweise – die Angst, in diesem Leben zukurzzukommen, am Ende zukurzgekommen zu sein, alswelche Befürchtung trostweis durch eine lindernde Aussicht auf Ausgleich, ja auf Lohn für alles Erdulden für einen selbst, überdies Strafe, umgekehrten Ausgleich, für alle peitschenschwingenden Herren versüßet wird.
Also versucht der Feige, der Pöbel, sein Ducken, sein Kriechen und Schleimen und dauerndes Erdulden, seine Nichthaltung, zu einer edlen Haltung hinaufzustilisieren.
Jene, die ihn verknechten, liefern ihm derweil gerne Futter für diese seine Ersatzhandlung und Illusion; seit Jahrtausenden; sie sind darin gut geübt, haben ihre Siebensachen dazu gut beieinander.
Wer von der Bibel oder dem Koran nicht mehr so recht erreicht, dem verordnet man Pendel, Tarot, Reinkarnation, Klimareligion: jedem, was gerade anschlägt.
Nun lasse ich noch Montaigne selbst sprechen.
Er schreibt in seinem 19. Hauptstücke:
“Es ist ungewiss, wo der Tod unserer wartet: laßt uns also allerwegen seiner warten. Die Vorbereitung zum Tode ist die Vorbereitung zur Freyheit. Wer sterben gelernet hat, hat ein Sklave zu seyn verlernet. Derienige, welcher recht eingesehen hat, daß der Verlust des Lebens kein Unglück ist, weiß in seinem Leben von keinem Unglücke. Die Kunst zu sterben befreyet uns von aller Unterwürfigkeit, und allem Zwange.”
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Ich bin kein Philosoph, aber ich habe Montaignes “Badereise” (unter anderem durch Italien) mit Vergnügen gelesen. Vieles findet sich heute noch (Oh Wunder) genauso an wie zu seinen Zeiten. Die Feuer von Pietramala sind erloschen, aber andere ein Stück weiter brennen noch. Der heisse Teich im Bagno a Vignoni ist unverändert auf unsere Tage gekommen und die Sünderinnen um die Bullicame-Quelle sind von Bikini-Badenixen abgelöst worden.
Das ist es aber nicht, weshalb ich hier eine Anmerkung machen will, er hat diese Badereise nicht ohne Grund gemacht von Nierensteinen und Nierenkoliken auf das heftigste geplagt. Er weiss dann mitunter zu berichten, wenn bei Ihm ein Stein abgegangen ist, den Tod täglich vor Augen. Ich weiss nicht, ob seine Betrachtungen, die Magnus da liest, vor oder hinter der Reise angestellt wurden, aber selbst wenn er sie davor niedergeschrieben hat, hatte sich das Problem wahrscheinlich schon bemerkbar gemacht.
Es gab wohl auch ruhigere Abschnitte auf dieser “Badereise”, wenn er mal wieder eine von jenen Damen besucht, „die das niemandem verbieten!“. Trotzdem, er konnte den Gedanken an die Endlichkeit des eigenen Lebens eben nicht einfach erfolgreich verdrängen.
…….Wer von der Bibel oder dem Koran nicht mehr so recht erreicht, dem verordnet man Pendel, Tarot, Reinkarnation, Klimareligion: jedem, was gerade anschlägt…..
Richtig, die Apokalyptische Reiter sind inzwischen wieder sehr aktiv, wie um die erste Jahrtausendwende, denn der Weltuntergang (die totale Umweltkatastrophe ist nahe). Da hilft nur noch eines: Tut Busse! (setzt Euch in kalte Wohnungen), Geisselt Euch ( duscht nur noch kalt) Opfert Euer Liebstes, Eure Kinder ! (Euer Auto)
Die Menschen mit Ihrem Schuldgefühl in der Brust tun wie Ihnen geheissen und fühlen sich erleichtert und sind dem Priester ja soooo dankbar ! Methode und Rezept wurde nur leicht an die Neuzeit angepasst.
Lieber Magnus
Ich hätte ein paar ernste Fragen an Dich und würde mich sehr freuen, wenn Du sie mir beantworten könntest.
Was willst Du wirklich mit dieser Seite?
Was willst Du wirklich erreichen in Deinem Leben?
Wie kanst Du hingehen und – ich meine durchaus mit Recht – über einen Goethe herziehen um dann einen x- mal platteren Montaignes hier für was ganz tolles zu verkaufen. Und an ihm ist alles platt, sein Leben, Humanist, sein Oportunismus, seine literarische Leistung …
Du nennst Dich Agnostiker. Was ist das???
Den Ekkehart nennt man einen Gnostiker, nur damit wir den Faden nicht verlieren (christlich auch noch – wers glaubt).
Du schimpfst gerne über Veganer und andere nicht Fleischfresser, äh … pardon -esser? Warum sollen Erstere schlechtere Menschen sein wie die Anderen?
“Also versucht der Feige, der Pöbel, sein Ducken, sein Kriechen und Schleimen und dauerndes Erdulden, seine Nichthaltung, zu einer edlen Haltung hinaufzustilisieren.”
Glaubst Du das wirklich? Oder ist es nicht vieleicht auch so, dass die Masse überhaupt keine eigene Haltung hat. Die Haltung entspricht ganz einfach nur der, welche von der führenden Kaste auferlegt wurde. Und diese braucht dann mit Mitteln der Macht und Suggestion die Massen zu ihrem Nutzen. Masse ist nicht nur Chistentum und Jenseitsglauben, Masse ist auch Revolution – Gleichheit, Freiheit, Brüderlichkeit und Humanismus, also Mord und Totschlag. Masse ist auch Demokratie und Fleisch fressen und gleichzeitig nicht mehr in der Lage sein, auch nur einem Huhn den Hals rumzudrehen – also völlig degeneriert!
So viel für Heute
@ Armin der Jüngere
Erstens: Was ich mit dieser Seite will, erschließt sich jedem, der lesen kann.
Zweitens: Was ich in meinem Leben erreichen will, erhellt hundertfach daraus.
Drittens: Ich weiß nicht, ob, wo ich mich mal ernstlich als Agnostiker bezeichnet hätte. Solltest Du die Stelle finden, so rufe sie hierher, und ich antworte Dir dazu.
Viertens: Ich schimpfe nicht über Vegetarier oder Veganer, wende mich nur gegen die, welche mich und andere Nichtvegetarier pauschal beschimpfen.
Fünftens: Zu Goethe und Montaigne sehe ich mich vor diesem Hintergrunde nicht veranlasst, noch auszugreifen.
So viel für heute von mir.
@Armin der Jüngere
Danke Dir!
Liebe Grüsse vom Dude