Wo die Bibel hinfällt, da wächst erst nicht mehr Kraut noch Gras.
Der harzig verholzende Hanfstrauch aber: Den kecken Kerl hält ein Pfund Irrstarr’ in seinem Drange zu Leben und Lichte nicht lange nieden.
Zwei Wochen, nachdem er freche doch gekeimt, luget er schon an der Seite des Niederdruckwerkes fast ellenlang heraus; nach zwei Monden rottet es schon, fast möchte man Mitleiden bekommen, am Fuße seines wüchsigen Urmeters; einmal in Blüte, duftet er so herrlich, dass niemand mehr riechet, wes dorten am Hinschwinden; die ganze frische Jugend der Welt tanzt nun schon um IHN.
Bestes Öl aus seinen Samen; Heil der Blüten; Seile, Segel, Hosen, Säcke, haltsam, von den Fasern; Dämmstoff noch aus seinen letzten Resten: Also ist er dem Menschen günstig, hold und nütze.
Ja, selbst des besten Papiers für die Bücher der Weisen lieferet ER; und wo früher Schöllkraut, Ampfer, Stinkwurz und Taubnessel ihr traurig Werk verrichteten, da stehet er stolz als Held von Anger und Acker.
Dem Oheim, ist er mal übelgelaunet, tun die Kinderchen seines wohlenden Harzes ins süße Geback; die Weiblein sitzen um IHN zum Schnack; er lockert den Boden dem Gemüs’ des anderen Jahrs; noch Hund und Katz werden liebestoll; Pferdes Mist man gebe IHM gut, wie es das soll.
Und ist die Dame – als Göttin ist er prächtiger noch denn als Herr – besonders trächtig, so kömmet der kluge Schnitter, ziehet aus kleinen Trieblein neue, ebenso fruchtige Mütter.
Der Oheim dazu brummet, sein Schwesterlein empfanget und summet; die Ameis’ noch traget leichter der Last; der Gaukler macht gerne dort Rast; alle Welt findet um IHN in wunders grünes Glücke.
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Tags: Irrstarre, Irrstarrnis, Wachstum