Nüchterne am Vatertag

Treffen am Vatertag zwei Nüchterne aufeinander.

Der eine zum anderen: “Was, Sie begehen den Ehrentag auch trocken? Wieso?”

“Letztes Jahr bin ich auf dem Heimweg beinahe im Straßengraben erfroren, das Jahr zuvor waren meine Börse und meine Brille und die Hose weg, vor drei Jahren haben mich zwei Punker verprügelt, vor vieren sagte meine Frau, dass ich nie mehr nach Hause kommen soll, wenn es nochmal so ausgehe wie dieses Jahr, und vor fünfen schon, und vor sechs Jahren hatte ich das letzte Mal versucht, mit ihr ins Bett zu gehen.”

“Das ist ja noch gar nichts. Ich habe vor sieben Jahren meinen Lappen zum letzten Mal abgegeben, im Jahr darauf ließ meine Frau mir das Sorgerecht entziehen, dann hatte ich meinen dritten Herzinfarkt, vor vier Jahren hagelte es eine Verurteilung wegen schweren Landfriedensbruchs, vor dreien landete ich für ein halbes Jahr in der Geschlossenen, weil der Stechapfeltee zum Aufwärmen zu stark war und das LSD sich als Chrystal Meth herausstellte. Letztes Jahr dann aber folgte wie durch ein Wunder meine endgültige Rückkehr in die bürgerliche Gesellschaft.”

“Ja?”

“Nachdem ich mir mittags einen recht banalen Nasenbeinbruch und lediglich einen mittleren Bandscheibenvorfall zugezogen hatte, indem ich über den idiotischen Kotzwischeimer in meiner Stammtrinkhalle gestürzt war, überfiel meine Ex derart das Mitleiden, dass sie mich in der Notaufnahme besuchte.”

“Ja und?”

“Seitdem lässt sie mich wieder hinter der Scheune in unserem alten Käfer wohnen. Und ich darf jeden Tag so viel trinken, wie ich will. Außer natürlich am Vatertag.”

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2 Antworten zu “Nüchterne am Vatertag”

  1. Dude sagt:

    Mann welch Vatertag… so strunzebesoffen war ich schon länger nicht mehr… aber ich darf ja, bin ich doch schliesslich kein Vater… ;-)

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Dude

    Viele, die sich als Nichtväter nicht ausgeschlossen fühlen wollen, sagen ja auch “Männertag” zu diesem alkoholisch-bukolischen Großereignis, in unseren “neuen Ländern” (merkwürdigerweise!) auch traditionell “Herrentag”.

    Insofern hast Du ob Deiner ausgiebigen Löschübung gegen keine Sitte verstoßen, indem Du Dir auch den einen oder anderen Fingerhut mehr hinter die Bartbinde gegossen hast als, beispielsweise, an einem “Girls’ Day”. (Das sind bei uns, ich weiß nicht, wie es in der Schweiz ist, die Tage, an denen man 15-jahrige Mädchen – das Wort existiert noch, ist aber in solchem Zusammenhange obsolet bis verpönt – dahingehend zu animieren versucht, Gerüstbauerinnen, Hochofenpuddlerinnen, Gewichtheberinnen, Boxerinnen, Rauschmeißerinnen, Feldwebelinnen – also Spießinnen – Kanalarbeiterinnen, Müllfrauen usw. zu werden.)

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