Trutheridgin

Ich hatte durchaus schon davon mitbekommen, dass es in der deutschsprachigen “Truther”-Szene seit einiger Zeit einen ziemlichen Knatsch gibt, habe mir jetzt aber mal ein wenig Muße genommen, mich in die jeweiligen Beschuldigungskataloge einzuarbeiten.

Verknappt gefasst, sagen die einen, die Großen der alternativen Szene führen praktisch alle eine Ablenkungsagenda, da sie selber Freimaurer oder Scientologen oder so etwas seien; diese hinwiederum kanzeln jene als Fundamentalisten, Spinner, Extremisten usw. ab.

Immerhin, insofern besteht wohl noch Hoffnung auf Versöhnung, ist ein fast durchgängig einigendes Band unter den Streithähnen unschwer auszumachen: Rechtschreibung und Zeichensetzung sowie der korrekte Gebrauch der deutschen Sprache sind ihnen meist gleichgültig oder gar fremd. Man versucht, wie bei jeder anständigen Hinterhofschlägerei, noch nicht einmal als ein ordentlicher Volksschüler negativ aufzufallen.

Was mich anlangt, so misstraue ich allen, die absichtlich noch schlechter schreiben, als sie dies von ihrem Kenntnisstand her müssten; Leute, die das auch noch für “cool” halten, halte ich für – na, das behalte ich mal für mich.

Und doch will jeder ernstgenommen werden. Als “Truther”. Da lachen ja die Hörner.

Einer lottert los, ist der coole Chief, der freieste der Freien, allseitsher kosmischer Honig, so dass es wurst ist, wie falsch es dasteht, der nächste lottert hinterher, bis alle und alles lottern, und man hat dabei nicht einmal den Eindruck, dass alle allezeit sturzbesoffen und erzbekifft wären, indem sie den jeweiligen legasthenoiden Hirnschweiß ins Weltnetz absondern.

Die Vorstellung, dass man einen eigenen Text vielleicht nochmal durchlesen könnte, bevor man ihn abschickt, scheint diesen superinformierten Leuten so weit von jeder wirklichen Bedeutung entfernt, alswie weiße Trüffeln von meiner täglichen Diät.

Und es scheint sie nicht zu schrecken, dass sie hiermit ihrer Lächerlichmachung Tor und Türe öffnen; dass sie, wenn man so will, durch ihre ausdrucksmäßige Schlurig- und Schluderigkeit, indirekt, meist wohl unbewusst und ungewollt, die Agenda jener betreiben, wider die sie angetreten zu sein vorgeben.

Für meinen Teil halte ich es immerhin schonmal so, dass ich auf Seiten, auf denen der Schlampazius Major Germaniae herrscht, möglichst nicht mehr hinweise, dort erst recht nicht selber kommentiere. Denn zur formalen Verlotterung, die wie selbstverständlich auch Wortstellung und Satzbau erreicht, tritt auch immer mehr unfreiwillig redundantes backenaufblasendes Gefasel, so dass gerade noch einer von zehn Beiträgen inhaltlich einigermaßen Substanziiertes liefert. Solche Stränge sind zum Sichaufhängen.

Es läuft aber nach dem Prinzip, dass der dümmste Bauer die dicksten Kartoffeln hat. Viel Netzvolks liebt es, wenn sein Enthüllungsheld auch nicht richtig Deutsch kann. Da fühlt es sich ihm nahe, so von Stümper zu Stümper und Schwätzer zu Schwätzer. Klappt hervorragend. Alle Zahlen belegen das.

“ich mein das mid den chemtrils wird einfach ÜBERALl nidergemacht, un auch die Sachen mit Haarp wobei ich meine das da auch nicht an alem was dran ist.”

Der Typ heißt dann “Appollon 33″ oder “Reibezahltag 2012″, oder auch nur “Mähmory”, nimmt rege an der Debatte teil, aufgekratzt, da gut zwei Drittel der anderen von seiner geistigen Kragenweite, also, dass sich obigerlei hin- und hersondert, bis dass keiner mehr noch weiß, ob überhaupt mal einer was gesagt hat, alswelches der Endzweck der Übung.

Da muss noch nicht einmal ein Troll hin, der sein Handwerk gut versteht, da erledigen die Teilnehmer sich freiwillig selbst.

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10 Antworten zu “Trutheridgin”

  1. Dude sagt:

    Danke Dir! Damit hast Du jetzt mal wieder einen lupenreinen Diamant geschliffen! Ich denke der hat’s bei mir in die Top 10 hier geschafft, weil er den Nagel so präzis auf den Kopf trifft. Danke!

    Ps. Manchen der Angesprochenen dürfte es wohl nicht schaden, dies auch mal aufmerksam und bewusst zu lesen, und zu bedenken! So bestünde – mit ein wenig Glück – unter Umständen gar noch die Möglichkeit, dass Wunder geschehen, die zu einer gewissen Rückbesinnung führen könnten, welche meiner bescheidenen Meinung nach, in einem erheblichen Ausmasse Not tun würde – je länger, je mehr…

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Dude

    Danke des Lobes! – Ich bin allerdings skeptisch dahingehend, dass dieser Text allzugroße Wirkung zeigen wird. Außer, dass der eine oder andere, der es mitbekommt, mich für ein kleinliches arrogantes A… halten wird, das sich wichtig machen will, indem es auf lauter gestrigen Sachen herumreitet.

    So oder ähnlich sind die Reaktionen in der Regel. Ich habe mich jedenfalls auch hinter den Kulissen schon in dieser Richtung umgetan und bin dabei, was sprachliche Sorgfalt anlangt (mal abgesehen vom Verdächtigungszirkus) prakisch nie auf eine Umdenkbreitschaft gestoßen.

    Wenn ein verteidigendes Argument überhaupt kam, lautete es in etwa, dass Aktualität (also Geschwindigkeit) und Inhalt (das, was drinstehen soll) wichtiger seien, als ein paar Buchstaben oder Kommas.

    So lebe ich denn hier auf meiner eigenen Länderei, wo ich nur sehr selten (ich tue das höchst ungern) einen Gast ob mangelnder sprachlicher Qualität rügen zu müssen mich veranlasst sehe, da sich jeder Mühe gibt (natürlich vertippt sich jeder mal in einem Kommentar; das ist auch nicht schlimm; man sieht den Unterschied zum Wurstikado genau), immerhin leserlich an der virtuellen Tafel Platz zu nehmen, selbst wenn er grade bedauert, dass die Tibeter mir noch nicht die Haut abgezogen haben.

    Kurzum, ich werfe diesen Stein, oder besser, einen seiner Art, immer wieder mal ins Wasser. Vielleicht so lange, bis sich vom Grunde des Pfuhls her eine Rundpyramide, vulgo ein Kegel, gebildet hat, Schicht um Schicht bei gutem Zielen, schließlich der Schlussstein, wie als ob er in trüber Brühe schwämme, halb über die Oberfläche ragend zu liegen kommt.

    Graben wir aber einmal, anstatt zu werfen, bezüglich dieser Sache, etwas tiefer, so finde ich für meinen Teil als Ursache ein arg verkümmertes Kunstverständnis, sowohl im Sinne dessen, was Kunst denn sei, wie auch, was die Gewichtung der Bedeutung der Kunst für den Menschen insgesamt anlangt. Da ja seit Beuys jeder ein Künstler ist, ist alles, was einer absondert, eh Kunst. Wieso sich also noch mit Form, Ästhetik, Harmonie, Schönheit gar, herumplagen? Sowas machen nur noch reaktionäre Opis.

    Hinzu tritt natürlich auch der Zeit-Wahn. In der Zeit nämlich, in der man seinen Text nochmal durchgelesen und bedacht hätte, hätte man ja schon noch einen schreiben können oder einen halben LKW voll Musik-CDs dem Netz zur Entladung befehlen, oder zwei Dutzend virtuelle Widersacher spielend verhackstücken und abknallen. Man hat eben auch immer genügend anderes zu tun, denn dem eigenen Erzeugnis besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Das ist überdies anstrengend und langweilig und – zumal – eben “zeitraubend”.

    Daran, dass so ein sich verstärkender Abwärtssog entstehen könnte, denkt kaum einer; auch nicht daran, dass es, mit der sich einstellenden Übung, bald immer leichter wird, einen passablen Text abzuliefern, schließlich, dass es auch Freude bereiten kann, wenn man wenigstens selbst seinen Text gut findet, überhaupt, dass die eigenen Texte immer besser und griffiger werden, was sich sowohl im Sinne der vorgetragenen Sache wie des Anspornes zum Schaffen nur positiv auswirken kann.

    Nun, wan weiß im Weltnetz nie, welche spiders und spybots und Trolle und Verteiler und Suchbegriffe den hineingeblasenen Pollen bienenfleißig, lichtgeschwind, von hier nach dort stäuben, so dass der fruchtbaren Fortpflanzung eines Gedankens immer Hoffnung besteht: mag also sein, dass auch außer Dir noch jemand dies liest (Du zählst in gewisser Weise, mit Verlaub, nur halb, da ich bei Dir Eulen nach Athen trug, bzw. den Käs in die Schwyz) und dann gar noch darüber nachdenkt.

  3. Freiherr von Frauental sagt:

    “Ich bin allerdings skeptisch dahingehend, dass dieser Text allzugroße Wirkung zeigen wird.”

    Dazu ist auch zu allgemein gehalten.

    Butter bei die Fische, Meister, nenn er Ross und Reiter, alles andere kein Halbes und nix Ganzes.

  4. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Freiherr von Frauental

    Nun, der Freiherr von Frauental lässt von 25 eigenen Wörtern schonmal 2 weg, das heißt 8%. Vielleicht darf er sich daher angesprochen fühlen, zumal es sich im einen von zwei versuchten Aussagesätzen um das Subjekt dreht und im anderen um den Verbalteil des Prädikats. Allerdings, so viel sei eingeräumt, lassen sich die fehlenden Teile vom Leser recht leicht assoziativ ergänzen, so dass man unschwer erschließen kann, was gesagt werden wollte. (Im zweiten Satz könnte man mit einigem Wohlwollen sogar ansetzen, das “ist” sei mit Absicht weggelassen worden.)

    Heischt der Freiherr noch mehr Butter bei die anderen Fische, so muss er sich nur mal ein wenig umtun. Die obigen Hinweise genügen, wo dazu ein Wille vorhanden. Jedenfalls wofern er in der Lage, Butter als solche auch zu erkennen.

  5. survivor1270 sagt:

    Tach, Herr Göller!
    Auch ich lese ab und zu in diversen Blogs und wundere mich ob der miesen Rechtschreibung, aber wenn man noch halbwegs den Sinn versteht, dann find ich das nicht so schlimm. Das wörldweihtnätt ist ja so unendlich. Neulich bin ich auf >archive.org< gestoßen. Dort gibt es nicht nur Bücher und alte, gespeicherte Websites, sondern auch Musik. Und, was soll ich sagen? Ich habe eine Perle entdeckt. Eine Frau mit Gitarre, zum ansehen dann bei Youtube: http://www.youtube.com/watch?v=h4GyLvF3Ua8
    Würde mich freuen, wenn es Ihnen auch gefällt.
    Der Überlebende

  6. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ survivor1270

    Schönes Lied! Herz und Können kommen zusammen.

  7. Freiherr von Frauental sagt:

    Bist schon ein wenig arrogant…

    Kann sein, dass es beim Honigmann etwas “logga” zugeht.
    Aber immerhin werden dort auch die Themen angepackt, vor denen die Mehrheit reflexartig die Augen schließt, weil nicht sein kann, was nicht sein darf, wie z. B. Chemtrails/Haarp.

    Das ist, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, auch hier der Fall. Aber, man kann nicht alles haben.

    Immerhin ist es öfters mal witzig hier auf hohem Niveau. Das entschädigt. Meistens.

    Die Fehler, falls du welche findest, darfst du behalten.

  8. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Freiherr von Frauental

    Wie Du freundlicherweise eingestehst, werden entsprechende Themen auch hier behandelt, und ganz steif geht es dabei wohl auch nicht immer zu, wie Du des weiteren anerkennst, nur, weil der Blogautor wie auch die meisten Kommentatoren auf eine durchdachte, ncht gleich formal störende Ausdrucksweise Wert legen.

    Offenkundig kannst Du das auch, wenn Du nur willst.

    Vielleicht habe ich ja in Dir meinen ersten Konvertiten gewonnen.

  9. Freiherr von Frauental sagt:

    Wer weiß, wer weiß…

    Nachtrag: http://www.strahlenterror.lima-city.de/pdf/strahlenfolter.pdf

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