Weshalb Frauen Schwule loben

Beim Kneipengespräch kamen wir mal wieder auf das Thema Schwule und weshalb sich so viele Heterofrauen in deren Gegenwart so oft so viel wohler fühlten, als bei den Heteromännern (beinahe hätte ich gesagt “den normalen Männern”; aber das sagt man heutzutage ja so nicht mehr).

Meine Gesprächspartnerin, eine patente, gestandene, lebenserfahrene, jahrzehntelang verheiratete Mutter zweier längst erwachsener Söhne – der Ehemann war auch zugegen – , betonte, wie ich dies schon oft gehört habe, wieder einmal, wie höflich und nett und hilfsbereit und zuvorkommend und gentlemanlike usw. die Schwulen gegenüber Frauen halt seien, jedenfalls die meisten, ganz im Gegensatz zum Standard-Heterorüpel. Da fühle frau sich eben wohl, da werde sie anständig behandelt, und zumal nicht dauernd von jedem Seckel schräg angemacht.

Diese Sichtweise haben mir inzwischen schon derart viele Frauen – in diesem Falle eine durchaus eher konservative – so oder ähnlich dargelegt, zudem las ich Entsprechendes auch sehr oft, dass ich keine grundsätzlichen Zweifel mehr daran legen will, indem ich ansetzte, dies sei ein randständiges, seltenes Phänomen. (Obschon ich auch schon Frauen davon reden hörte, sie empfänden es unter Schwulen als nicht allzulange erträglich.)

Zwei Aspekte dazu kamen mir dann aber auf dem Nachhauseweg doch noch in den Sinn.

Erstens der, dass höfliches, nettes, hilfsbereites, zuvorkommendes, ritterliches Auftreten von vielen Frauen, wenn es ihnen ein Hetero entgegenbringt, sehr schnell als unerwünschte Anmache eingestuft wird, als unmodern, altmodisch, ja unmännlich, gar schwul.

Den zweiten Aspekt anzusprechen, möchte politisch noch weniger korrekt erscheinen.

Mag es nicht vielleicht sein (abgesehen davon, dass besonders liebreizende Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts mal nicht dauernd angeglotzt und angebaggert werden wollen), dass weniger attraktive Frauen Gefallen daran finden, einmal, im Vergleiche mit ihren hübscheren Konkurrentinnen, nicht wie Pik-Sieben herumstehen zu müssen, ertragen zu müssen, wie die begehrenden Blicke stets woanders hingelenkt, die Aufmerksamkeit, die (versuchte) Galanterie?

Schließlich mag sogar noch ein dritter Aspekt hinzutreten. Wenn nicht noch ein vierter.

Frau kann nämlich auch durchaus auf die Idee kommen, die Gesellschaft von Schwulen in den höchsten Tönen zu loben, um damit Heteros zu ärgern, sich einen Spaß daraus machen, wenn die beleidigt sind, mittels dieses Strategems Macht gewinnen.

Schließlich und endlich – über die Häufigkeit dieser Variante könnte man allenfalls vage spekulieren – mag eine Frau durch solche Narration auch zu kaschieren trachten, dass sie gerne unter Schwulen auf Beutefang geht. Schließlich erhöht es ja den Reiz einer Eroberung, wenn der andere zunächst mal gar kein Interesse hat.

Wahrscheinlich habe ich aber nur eine blühende Phantasie, sind die Schwulen schlichtemang tatsächlich die kultivierteren und anständigeren Männer, und es gibt das alles, wovon ich fabulierte, in Wirklichkeit gar nicht.

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6 Antworten zu “Weshalb Frauen Schwule loben”

  1. Lesezeichen sagt:

    Es können nicht alle Schwulen gute Menschen und Frauenversteher sein. Das geht schon allein wegen der Gauß’schen Verteilungskurve nicht.

    :)

    Ich habe gerade mal überlegt. Bisher hatte ich direkten Konktakt zu drei Schwulen. Einer hat ein extrem gutes Bekleidungsgeschäft dort, wo wir früher gewohnt haben. Der Mann hat einfach einen unglaublich guten Geschmack und ich konnte die Sachen auch mal so zum Anprobieren mit nach Hause nehmen, wenn der beste Ehemann von allen mal wieder für nix Zeit hatte.

    Der zweite war Friseur und eigentlich ganz nett, vor allem zu Kindern. Trotzdem bin ich irgendwann weggeblieben, als er mir zu sehr von den schönen blauen Augen meines Sohnes vorschwärmte. Ich hab mich da einfach nicht mehr wohlgefühlt, obwohl es – objektiv betrachtet – bestimmt unsinnig ist.

    Der dritte ist ein Kollege von mir und einfach nur knuffig. Er erinnert mich immer an Winnie the Pooh, ist sehr lustig und ansonsten ziemlich erfrischend unschwul in seinem Benehmen. Eigentlich fällt es nicht mal auf. Sehr nett. Aber in Modefragen würde ich ihn nicht zu Rate ziehen. Ich glaube, es interessiert ihn auch herzlich wenig.

    Es winkt aus der Sonne

    das Lesezeichen

  2. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Du bringst ihn wieder, diesen lustigen, legendären Begriff des “Frauenverstehers”. Ich bezweifle, dass jemals einen gegeben hat. Allerdings gibt es zweifellos einige recht erfolgreiche Exemplare dahingehend, Frauen das Gefühl zu geben, sie würden verstanden. Sogar unter den Heteros.

    Eben habe ich mal den Begriff “Männerversteherin” in den Google eingegeben und bin einigermaßen überrascht, da ich den praktisch noch nie gehört hatte (offensichtlich eine Bildungslücke), wie viel Material es dazu gibt.

    Aber zurück zu den Schwulen: Es mag ohne weiteres einfacher sein, mit Frauen umzugehen, wenn die wissen (oder wenigstens davon ausgehen, wer weiß, wie viele Männer sich inzwischen desbehufs als Schwule tarnen), dass der Er ihnen nicht an die Wäsche will, der Er libidinös ungetrübten Sinnes und Verstandes selbst zu erzählen wie zuzuhören und über das Gehörte nachzudenken in der Lage.

    Allerdings darf man sich zudem schon die Frage stellen, ob Heterofrauen, die von Schwulen wie beschrieben begeistert sind, eher den Heteromännern ein Armutszeugnis ausstellen, oder aber sich selber.

    Ich geriet neulich einmal zufällig mit einem guten Bekannten (hetero) in eine Stuttgarter Schwulenbar, lauter adrette, gutaussehende, gutgekleidete Kundschaft (außer mir vielleicht), auch ein paar ansehnliche Frauen dazwischen, hielt es aber, zugegebenermaßen, schon beim zweiten Bier dort nicht mehr aus, obschon wir sehr gemütlich saßen, indem ich (das bin ich einfach nicht gewohnt, es machte mich zunehmend nervös) nicht nur beim Toilettengang sondern auch sonst von einem Beau wie dem anderen feixend-frechgeil angegrinst wurde, also, dass ich mein Wochenendabendseelenheil nur noch in der Flucht zu suchen wusste.

    Mich jedenfalls verstanden all diese Frauenversteher anscheinend gar nicht. Die merkten genau, dass ich nicht mitgehen werde, kannten aber trotzdem oder gerade erst recht keine Gnade.

    Nun gut, Nietzsche meinte einmal (im Zusammenhang mit einer reichlich kritischen Betrachtung der Deutschen und der Zustände im Reich), man könne eben nur einmal ausgeben, was man hat.

    So mag es Schwulen eben gegeben sein, dass sie die Frauen besonders gut verstehen (oder die das glauben, da sie es leichter zu suggerieren vermögen), dafür aber die Männer nicht. Wäre ja auch nur logisch, da die bei denen mit den oben beschriebenen Schwierigkeiten zu kämpfen haben. So könnte denn ein geschäftstüchtiger Hetero vielleicht ohne weiteres als Schwulen-Männerverstehberater seinen Schnitt machen, nach dem Motto, “Ich erkläre Detlev, wie Jürgen tickt und warum er wann zickig wird.” Wann man ihm noch ein Bier ausgeben sollte, und wann er das als eine Beleidigung empfinden wird usw.

    Ein weites Feld.

  3. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Ich frage mich jetzt, den gedanklichen Faden etwas weiterspinnend, denn auch, weshalb ich noch nie davon gehört habe (vielleicht wieder nur eine Bildungslücke), dass Lesben Männern gegenüber besonders freundlich, verständnisvoll, zartfühlend usw. aufträten, man sich als von den Heteroweibern frustrierter Mann sozusagen von diesen wieder aufrichten lassen könne, darauf rechnen, endlich einmal anständig behandelt zu werden, mit Achtung, bar jeder Zickensorge.

    Das wäre ja auch mal was: Man weiß, dass man ohnehin nicht landen wird, entspannt sich also gänzlich, und wird von einem ganzen gurrenden Hühnerhof umsorgt, wie als ob man ein mittelschwer verwundeter Dschingis Khan mit einiger mentaler Sinnkrise wäre. Ich fürchte nur, das klappt nicht.

    Sind die Schwulen also nicht nur die besseren Männer, sondern gar auch noch die besseren Homosexuellen? Das wäre dann ja wirklich furchtbar.

    So etwas darf man wahrscheinlich noch nicht einmal denken.

  4. Lesezeichen sagt:

    Magnus,

    vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt, aber ich würde meinen Kollegen nicht als Frauenversteher bezeichnen. Er ist einfach nur ein fröhlicher und sehr netter Mensch. Ein bisschen rund und knubbelig – wie die Briten sehr oft eben sind – und daher der Vergleich mit Winnie the Pooh.

    Ich habe mich noch nie mit ihm über Frauenthemen unterhalten, kann also gar nicht sagen, ob er ein Frauenversteher ist.

    Herzlichst

    das Lesezeichen

  5. Magnus Wolf Göller sagt:

    @ Lesezeichen

    Ich unterhielt mich eben noch mit einem Freund über meinen Artikel sowie das Thema des Frauenverstehens, und er meinte, es hülfe nunmal gar nichts, sei man nun schwul oder lesbisch oder Mann oder Frau, etwas, jemanden zu verstehen, was, der ganz einfach nicht zu verstehen sei.

    Kurzum, er war der Ansicht, es gebe nicht nur keine Frauenversteher, sondern auch keine Frauenversteherinnen.

  6. TanjaKrienen sagt:

    Mir gehen Schwule einfach nur auf die Nerven. Die meisten sind nicht wirklich gebildet und oberflächlicher als die gewöhnliche Frau. Sorry.

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