Weshalb Terror wirkt

Eingangs will ich auf den vorhergehenden Beitrag “Terror nützt Sarkozy” verweisen, dessen Kenntnis ich hier voraussetze.

Schauen wir uns einmal bestimmte Rituale an. Gerade solche, die man normalerweise nicht kritisieren darf.

Frankreichs Staatspräsident Sarkozy ordnete nach der Ermordung eines jüdischen Lehrers und dreier jüdischer Schulkinder eine nationale Schweigeminute an allen Schulen an. Ich wüsste nicht, dass es jemand gewagt hätte, dawider das Wort zu erheben. Dies sicherlich nicht nur, weil keiner sich gerne den sicher zu erwartenden Vorwurf zuziehen will, er brächte jüdischen Opfern zu wenig Mitgefühl und Achtung entgegen; sondern auch, weil das Hinterfragen von derartigen Veranstaltungen praktisch schon zum generellen gesellschaftlichen Tabu geworden ist.

Ich aber frage. Welche Macht wird dem Terroristen, dem Terror eingeräumt, wenn jedes Schulkind vor ihm, vor den Taten eines Täters, stillzustehen hat? Was wird davor, dabei und danach an Bildern und Eindrücken, auf solch ausnahmhafte Weise, in Kinderseelen eingesenkt?

Muss nicht jeder extrem Hasserfüllte, zumal darin Größenwahnsinnige, einen Triumph verspüren, selbst wo noch nur zuschauend, wenn er dies gewahrt? “Sieh her, Allah hat Mohammed (so heißt der Täter in Frankreich wohl tatsächlich) die Kraft gegeben, alle französischen Kinder zu erschrecken!”

Werden nicht auch schon entsprechende Jugendliche die Stärke der “dunklen Seite der Macht” verspüren, indem sie, innerlich grinsend, mitschweigen?

Lernt man normalerweise nicht an jeder Polizeischule, dass man Größenwahnsinnigen zunächst mal den Glauben an ihre Bedeutung, ihre Wirkmächtigkeit nehmen muss, sie zum Aufgeben zu bewegen, Nachahmer abzuschrecken?

Und wenn die halbe Welt ihre – in der behaupteten Dimension in den meisten Fällen geheuchelte – Bestürzung, ihre “tiefe Trauer” usw. ausdrückt, auf allen Kanälen, ist das nicht noch mehr Wasser auf die Mühlen des (potentiellen) Terroristen?

Spürt nicht jeder vernünftige Mensch die Verlogenheit, wenn sieben unschuldige Opfer in Frankreich (lassen wir die drei Soldaten mal als “unschuldig” gelten) so unendlich viel wichtiger sind, als mehrere Male so viele in anderen Ländern?

Muss dies nicht auch den Hass gerade vieler Moslems, denen ganze Hochzeitsgesellschaften mit Kind und Kegel von NATO-Drohnen feigst in die Luft gejagt werden, weil vielleicht ein Taliban dabei ist, nur noch weiter steigern?

Wird nicht auch der Hass auf “die bösen Moslems” in den Herzen der anderen Seite immer weiter entfacht, indem die Sache staatlich wie medial derart erhöht wird?

“Funktioniert” der Terror so jedenfalls nicht “besser”, denn wenn es außer der notwendigen Strafverfolgung lediglich eine knappe Erklärung des Staatspräsidenten gäbe, eine Beileidsbekundung ohne Schnörkel, schmallippig, unbeugsam, hart ansonsten, von Verachtung gegenüber dem Kindermörder getragen? Darüber hinaus vielleicht nur noch eine Trauerfeier im privaten Kreise, ohne Medienvertreter, mit einer kurzen Ansprache des jeweiligen Bürgermeisters?

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Eine Antwort zu “Weshalb Terror wirkt”

  1. spiegelei sagt:

    Die ganze Geschichte war von Beginn an so absehbar wie ein schlechter Hollywood Film, peinlich…

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