Es ist mir passiert, dass ich eine Satire zu schreiben begann und am Schluss bei einem halb ernsten Text herauskam.
Ich hatte es beim Schreiben zunächst gar nicht bemerkt, wie immer mehr Realismus sich der Sache bemächtigte.
Der an und für sich abstruse Anfang der Geschichte wurde zwar ziemlich konsequent duchgezogen, doch schlichen sich, Dieben gleich, vernünftige Konjekturen in den Text, so dass ich mich sehr wunderte, was endlich daraus geworden war.
Ich habe mich inzwischen bei der Kammer erkundigt und man bestätigte mir, dass es schon Kollegen gegeben habe, die ihren Beruf wegen eines Realismusinfekts an den Nagel hängen mussten.
Berufsunfähig noch in einem der ohnehin undankbarsten und meist am schlechtesten bezahlten künstlerischen Berufe: So sieht die Erwerbsvita eines wirklich tragikomischen Losers aus!
Ich habe daher beschlossen, die Vernunftsbremse zu ziehen.
Sofort und zackig.
Sie haben sie nicht quietschen hören?
Sie sehen die Bremsspur nicht?
Die Staubwolke macht Sie nicht husten?
Sie riechen nicht einmal das verbrannte Gummi?
Na also, funktioniert doch.
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Tags: Satire
Jetzt hast Du mich neugierig gemacht: Gibt es wirklich einen Unterschied zwischen Satire und Realität, oder war diese erste implikante Behauptung ihrerseits Satire?
@ Infoliner
Nein, die erste “implikante Behauptung” war nichtsatirisch.
Und es gibt einen Unterschied zwischen Satire und Realität.
Kannst ja z. B. mal was Lustiges über Mohammeds unterentwickelten Sinn für Humor schreiben, worin er sich die Haare rauft über Deine Sprüche.
Die Realität sieht dann schnell ganz anders aus.
Allerdings gibt es auch Fälle, wo die beiden Ebenen einszusein scheinen.
Man muss nur eine Genderumerzieherin ernsthaft labern lassen.
Deren Seich hat dann aber handfeste negative Auswirkungen auf die Kindererziehung usw., was bei einer Satire so nicht eintritt.
Oder nehmen wir den Libyen-Krieg, den man in Gottes eigenem Land der clarté, der Klarheit des Wortes, allen Ernstes einen humanitären Krieg nennt.
Machtest Du das als erster in einer Satire, könnte es angebracht und gegebenenfalls sogar erheiternd sein; so wird andererseits die Realsatire von den Herren der Bomber vorgebracht und verliert entlang der Wirklichkeit jeden eigentlich satirischen Charakter.
Fast ein und dieselbe Sphäre erreichen Satire und Wirklichkeit, wenn ein Politiker sich so blöde verquatscht, dass es jeder merkt.
Denn obige “Realsatiren” werden ja nicht allgemein als so zwerch erkannt, wie sie es von der Logik her sind, was auch Zweck der Übung ist.
Eine echte Satire hingegen will – weitestgehend jedenfalls – auch als solche entdeckt sein.
Und obige “Realsatiren” stellen eben auch üble, gezielte Propagandainstrumente dar, die über ihre sprachlichen Mittel keineswegs aufzuklären und zu erheitern, sondern im Gegenteil zu verwirren und vedunkeln angelegt, das eigenständige Denken der Menschen durch gezielt falsche Begriffssetzungen einzudämmen und zu verdummen.
So gesehen sind solche Realsatiren Antisatiren.
Ich hoffe, ich konnte Dir ein wenig weiterhelfen.
LG
Magnus